Mittwoch, 8. August 2012

Von der Wiege bis zur Bahre: Rituale, Rituale...

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Der Reim aus der Überschrift geht eigentlich auf "Formulare", aber ich finde, er passt auch sehr gut auf Rituale (von lateinisch ritualis ‚den Ritus betreffend‘). Der Mensch mag Rituale, sie machen ihm das Leben übersichtlicher, geben ihm eine Struktur. Deshalb sind unsere Tage voller großer und kleiner, bewusster und unbewusster Rituale. Es gibt liebgewonnene und schlechte Rituale, z. B. die Tasse Kaffee am Morgen oder die Zigarette "danach".



"Rituale sind die treuesten Diener oder die schlimmsten Herren", sagt der Volksmund. Sie begründen Gewohnheiten und sind Anker zum Festhalten, für denjenigen, der es braucht. Sie schaffen Verlässlichkeit und Vertrautheit, deshalb entwickeln Paare gerne ihre eigenen Rituale. Das Händeschütteln zur Begrüßung oder zum Abschied gehört genauso dazu wie das Aufstellen eines Weihnachtsbaums. Rituale sind immer althergebracht und gereift, selten frisch. Meistens sind sie so alt, dass man gar nicht mehr weiß, warum und wozu sie überhaupt da sind - so wie bei den beiden letztgenannten Beispielen.

 


Trotzdem werden Rituale geliebt, denn sie liefern eine gewisse Orientierung in dieser immer hektischer werdenden Welt. Sie geben uns vermeintlich Dauerhaftigkeit, Tiefe und Heimat. Gesellschaftliche Veränderungsprozesse gehen an ihnen vorüber, denn sie werden selten bis nie hinterfragt. Man weiß, dass die meisten Bazillen, Keime und Viren beim zwischenmenschlichen Handschlag übertragen werden, trotzdem hält sich diese (Un)Sitte felsenfest, obwohl sie überhaupt nicht mehr in die Zeit passt.


 

Rituale sind nicht nur weltlicher, sondern gerne auch religiöser Natur. Sie sollen den Zusammenhalt religiöser Gruppen und Konfessionen stärken. Die Auswertung von Daten über 83 US-amerikanische Religionsgemeinschaften aus dem 19. Jahrhundert ergab lt. Wikipedia, dass Religionsgemeinschaften desto langlebiger sind, je stärker sie von Ritualen und festen Verhaltensregeln bestimmt sind. Im weltlichen Bereich trifft das weniger zu. Beim kirchlichen Gottesdienst nennt man die Aneinanderreihung von bestimmten Ritualen "Liturgie". Dieser Begriff bezeichnet die Ordnung und Gesamtheit der religiösen Zeremonien und Riten des christlichen Gottesdienstes. Die Feier der Liturgie soll der Verehrung Gottes und zur Vertiefung des gemeindlichen Glaubens dienen. Die Liturgie umfasst das gesamte gottesdienstliche Geschehen: Gebet, Lesung und Verkündigung, Gesang, Gestik, Bewegung und Gewänder, liturgische Geräte, Symbole und Symbolhandlungen, die Spendung von Sakramenten und Sakramentalien.



 

In der Bibel wird auch von zahlreichen religiösen Ritualen berichtet, doch diese beziehen sich i. d. R. auf den jüdischen Glauben und seine Ausübung wie z. B. die aktuell vieldiskutierte Beschneidung. Wenn wir auf Jesus schauen, der uns in Seine Nachfolge beruft, erkennen wir, dass Er frei von jeglichen Ritualen und selbstauferlegten Zwängen war. Doch eine sehr bedeutsame Angewohnheit fällt in Seiner Lebensweise auf: Jesus zog sich immer zurück, wenn Er zum himmlischen Vater betete - meist auf einen Berg, wo Er alleine sein konnte und Ruhe hatte.

 


Uns fordert Er zur Nachahmung auf. Darüber hinaus sollen wir nach seinem Vorbild das Abendmahl halten - bis Er wiederkommt: "Ebenso nahm er (Jesus) nach dem Abendmahl den Weinkelch und sprach: »Dieser Kelch ist der neue Bund zwischen Gott und euch, besiegelt durch mein Blut. Wann immer ihr daraus trinkt, tut es zur Erinnerung an mich.« Denn jedes Mal, wenn ihr dieses Brot esst und aus diesem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er wiederkommt" (1. Korinther 11,24-26).


Freiheit ist bei Gott ein großes Thema - nicht Zwang. Gott übt nie Zwang aus! Hätte Er den Menschen nicht die Freiheit geschenkt, wäre Er nur ein Sklavenaufseher statt ein liebender Vater. Gott ruft uns zur Freiheit (Galater 5,13) und zur Nächstenliebe auf. Leider können viele Menschen mit dieser Freiheit nichts anfangen, oder wissen nicht, mit ihr umzugehen. Stattdessen flüchten sie sich in religiöse Rituale, indem sie Weihnachtsbäume aufstellen, Rosenkränze beten, Ostereier bemalen, Kirchenglocken läuten, Kerzen anzünden oder sich bekreuzigen u.v.m.



Wer auf Jesus schaut, braucht all dies nicht! Es geht nur um Ihn, nicht um Rituale, Liturgie oder sonstige religiöse Handlungen, die das Ziel haben, Gott näher zu kommen. Jesus hat alles getan, dass wir davon frei sein können:
"Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!" (Galater 5,1).
Er hat uns durch seinen stellvertretenden Opfertod von der Sünde befreit: "Nur dann, wenn der Sohn euch frei macht, seid ihr wirklich frei" (Johannes 8,36). Mehr Freiheit geht nicht!



Ist es nicht so, dass jede Handlung und jedes Verhalten, das diese teuer erkaufte und uns geschenkte Freiheit beschneidet, den Gottessohn Jesus schmälert und alles, was Er für uns getan hat?

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